„Herr, es ist Zeit: der Sommer war sehr groß„, seufzen wir in der Redaktion den Anfang von Rilkes berühmtem melancholischem Gedicht „Herbsttag“. Und Cosmotina seufzt mit. Aber es ist ein sehr glücklicher Seufzer, denn Cosmotina liebt den Herbst.
Jetzt ist es also soweit.
Sonnig war der Herbst und warm bis Mitte Oktober, golden und wunderschön.
Und jetzt sind sie da, die kälteren Winde, abends wird es schneller dunkel und tagsüber ist der Himmel grau und hängt irgendwie tiefer über der Stadt. Hervorragendes Wetter also, um die übliche Herbst-Depression zu bekommen, aber ich bin gar nicht der Typ für Herbst-Depressionen. Warum auch Depression?
Wissen Sie, Tatsache ist: ich mag auch diesen dunklen und kalten Herbst.
Ich war im Wald, am letzten Wochenende, da ist diese Luft, die einem tiefer in die Haut zu dringen scheint, da sind die noch bunten aber vielerorts auch schon braun zusammen gekrüppelten Blätter und da ist eben dieser graue Himmel. Und ich atme die Herbstluft und bewundere dieses Licht. Da hat der Herbst ja einiges zu bieten.
Übrigens auch in punkto Mode. Seien wir ehrlich, der Sommer bringt uns immer nur kurze Röcke und tief ausgeschnittene Tops. Natürlich ist das schön, aber auf die Dauer wird’s doch langweilig.
Jetzt ist Herbst.
Und ich bewundere meine Füße in langen Stiefeln, bohre meine Nase glücklich in Webpelzkragen, die auch meinem Hals und Gesicht schmeicheln und stopfe die Haare unter einen meiner geliebten Hüte.
Ach, Herbst! möchte ich rufen, ich bin froh, dass du wieder da bist.
Natürlich sehe ich auch die angeblichen Schattenseiten.
Heizungsluft, der Wechsel zwischen ‚warm‘ drinnen und ‚kalt‘ draussen dörren mir Haare und Haut aus.
Na und?
Im Sommer leidet meine Haut unter der Sonne und dem exzessiven Biergartenbesuch mit zuwenig Schlaf anschließend.
Und im Herbst?
Da bleib ich zuhause, freue mich auf Wellnesstage mit Maske, Haarkur und Cremebad, blinzle meinem Schatz zu und freu mich aufs Kuscheln unter der Decke – nach dem Bad mit streichelweicher Haut. Oder geh mit einer Freundin in die Sauna. (Ehrlich, wer macht das schon im Sommer?)
Natürlich geh auch ich gern ins Freibad, radle an den See zum Schwimmen, sitze lange und laue Sommernächte in Biergärten.
Na klar, was denken Sie?
Aber jetzt kann ich in kuscheligen Cafés sitzen, zu Hause den Kamin anfeuern und mit Freunden davor Wein trinken (nicht mehr lange und es wird Glühwein sein, herrlich!), ins Kino gehen ohne ein schlechte Gewissen haben zu müssen, weil draußen ein Sommertag ist und ich drinnen sitze. Jetzt gibt es spannende Theateraufführungen und manchmal sogar gute Filme im Fernsehen.
Herbst-Depression?
Nicht mit mir.
Jetzt ist Kuschelzeit, Besinnungszeit, Ausgehzeit.
Herbst ist toll und eine Abwechslung vom ewigen Sommer. Ich mag Abwechslungen. Und wenn ich im nächsten Jahr, nach Herbst und Winter, sehnsüchtig auf den Frühling warten werde und auf den Sommer, dann heißt das auch nicht, dass ich den Herbst weniger mag.
Abwechslung ist doch eine tolle Sache, oder?
Bis zum nächsten Mal,
Ihre Cosmotina