Die Geschichte von Parfum und der Einfluss von Kölnisch Wasser

Datum: 07. April 2008 • Autor: Cosmoty.de Redaktion

Wir leben in einer Welt der Wohlgerüche. Nur selten stören unerwünschte Aromen unsere verwöhnten Nasen. Wir genießen Raumdüfte, Shampoos, Duschgele, Orangen-Putzmittel, Zitronenreiniger, Weichspüler mit einem Hauch von Pfirsich, Meeresbrise oder Regenwald, wir haben Lufterfrischer im Kühlschrank, Mandelöle im Badewasser und Lebkuchengeruch in der Weihnachtskerze.

Ein Paradies im Vergleich zu früheren Zeiten, in denen die Städte zu einem Pfuhl beißenden, ätzenden und fäkalischen Gestanks verkamen und die Nachttöpfe kurzerhand auf die Gassen ausgeleert wurden. Zu verdanken haben wir dies nicht nur der fortschreitenden Hygiene, sondern auch der Erfindung des Parfums. Denn Parfum wird heute fast allen Reinigungs- und Kosmetikprodukten beigemischt.

Schon vor 5.000 Jahren nutzte man „duftenden Rauch“

Das Parfum ist also eine Kreation der Neuzeit? Mitnichten! Schließlich ist der Geruchssinn ein immens wichtiger Warnsinn des Menschen. Vor allem die Hochkulturen lernten rasch, dass Gerüche Tod und Krankheit bringen, aber auch für Wohlgefühle und eine Reinigung der Luft sorgen können. Bereits vor 5000 Jahren verbrannten die Ägypter allerlei duftende Substanzen, um ihre Götter zu besänftigen – ein Brauch, der von anderen Völkern übernommen wurde und dem Parfum vermutlich seinen Namen gab: per fumum ist lateinisch und bedeutet „durch den Rauch“.

Überdies balsamierten die Ägypter ihre verstorbenen Pharaonen mit wohlriechenden Salben und Ölen – ein Bonus, auf denen die ägyptischen Höflinge, Edelleute und Herrscher bald auch bei Lebzeiten nicht verzichten wollten. „Kyphie“ ist der klingende Name des bekanntesten ägyptischen Parfums jener lang vergessenen Zeiten, das aus über 16 Substanzen bestand und unter anderem nach Rosen, Koriander, Myrrhe und Weihrauch duftete.

Im alten Rom florierte der Handel mit Dufessenzen

Auch im alten Rom galten Duftessenzen aus dem Handel mit Phöniziern und Babyloniern als „en vogue“. Es waren Sklavinnen, welche die Duftsalben und Tinkturen in mühseliger Arbeit herstellten, und Edeldamen, die sich damit nicht nur einrieben, sondern sogar darin badeten.

Im Zuge der fortschreitenden Christianisierung jedoch wurde das Parfümieren von menschlichen Körpern zunehmend als frivol und unkeusch verdammt. Mit dem Verfall des römischen Reiches verschwand das Parfum vorerst aus dem Alltagsleben. Im nahen und fernen Osten freilich wurde eifrig weiter experimentiert.

Im Mittelalter überdeckten Parfumwolken die übelsten Gerüche

rosenwasser

Schon früh versuchten die Menschen Rosenwasser zu destillieren

Im 10. Jahrhundert glückte es dem berühmten iranischen Mediziner und Gelehrten Avicenna, mit Hilfe einer Destillationsvorrichtung Rosenwasser zu gewinnen, und die Kreuzritter brachten die duftenden Elixiere im 11. und 12. Jahrhundert als Geschenke nach Europa, so dass sich bald auch hier das Handwerk des Parfummeisters etablierte und mit einer eigenen Gilde Anerkennung fand. Parfüm stand nun nicht mehr ausschließlich in dem Ruf, lasterhafte Fleischeslüste zu wecken und die Menschen zum Sündigen zu verführen. Paracelsus erkannte, dass Düfte auch positiv auf Seele und Gesundheit wirken können und setzte sich intensiv mit diesem Zusammenhang auseinander.

Leider war es aber ausgerechnet eine brutal auf die spätmittelalterliche Welt hereinbrechende, todbringende Krankheit, die jene neu entdeckten Wohlgerüche zu einem penetranten Fluch verkommen ließ: Der schwarze Tod rollte über Europa hinweg und veranlasste das Konzil von Triest, ein Badeverbot zu verhängen. Eine Entscheidung, die auf Unwissenheit beruhte: Man dachte, dass die Pest sich beim Waschen und Baden auf die Menschen übertrug. Dabei waren es vielmehr die Gemeinschaftseinrichtungen der städtischen Badestuben, welche sich zu tödlichen Infektionsherden mauserten – und nicht das Wasser selbst. Jetzt wuschen die Städter sich aus Angst kaum mehr und gingen stattdessen dazu über, ihre üblen Gerüchte mit intensiven Parfums aus Moschus und Zibet zu überdecken.

Parfums sind seit dem 18. Jahrhundert stetig im Aufwind

Erst mit der fortschreitenden Hygienisierung der Gesellschaft gelangte das Parfum zu seiner heutigen Bedeutung und wurde nicht in Massen auf den Körper geschüttet, sondern hauchzart versprüht. 1792 markierte einen Meilenstein der deutschen Parfumherstellung: Mülhens erfand das 4711 Kölnisch Wasser – ein Fläschchen mit markantem Duft und Design, das heute noch in den Drogerien angeboten wird.

Auch Guerlains „Jicky“, ein beliebter französischer Duft aus dem Jahre 1889, wird nach wie vor produziert. Dennoch gilt der Korse Francois Coty als Begründer der modernen Parfumkultur, da er erstmals synthetische mit natürlichen Substanzen mischte und den Glaskünstler Lalique mit der Herstellung ansprechender Flakons betraute.

Und heute? Flakons über Flakons, eines ausgefallener als das andere, und Wohlgerüche aus aller Welt, wohin die Nase auch schnuppert – wir bewegen uns tatsächlich in einem wahrhaft paradiesischem Duft-Schlaraffenland.

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