Olfaktorische Erinnerungen: Wenn der nasse Hund ‚duftet‘

Datum: 22. Februar 2018 • Autor: Cosmoty.de Redaktion

Geruch und Gefühl – ein lebenslanger Draht…

Wer kennt es nicht: Ein angenehmer Duft liegt in der Luft – und man fühlt sich in die Kindheit zurückversetzt. Dass dies so ist, hat seinen Grund: Wenn wir das allererste Mal etwas riechen, speichert unser Gehirn die Stimmung ab, in der wir gerade sind. Diese Verknüpfung hält ein Leben lang.

Bergamotte, Lavendel, Zitrone & Co…

Unsere Sinne sind unser Zugang zur Welt – sehen, hören, spüren. Das Riechen wird oft unterschätzt. Dabei ist es die Nase, die die meisten Gefühle erzeugt – zum Beispiel ein eher negatives, wenn der nasse Hund durchs Wohnzimmer trabt. Positiv besetzt zum Beispiel sind bestimmte Gerüche wie auch Cremes, beispielsweise die über Generationen bekannte Nivea-Creme aus der blauen Dose. Die Zutaten: Bergamotte, Lavendel, Zitrone, Rose, Maiglöckchen, Jasmin, Veilchen, Amber, Moschus.

Ein Geruch – eine Erinnerung

Steigt dieser Duft in die Nase, hat Peter Stevens aus Hannover gleich eine ganz bestimmte Assoziation: „Ich denke an’s Zelten. Da hatten wir immer die Nivea-Creme dabei. Für alles.“ Bianca Gabors Erinnerung reicht noch ein wenig weiter zurück: „Das duftet nach Baby, nach Geborgenheit.

Gerüche sind Moleküle…

Geruchs-Erinnerungen reichen also weit zurück, aber was ist ein Geruch überhaupt? Kurz gesagt: Moleküle, die in der Luft hängen. Etwas genauer: Ist eine Substanz flüchtig – also, ist es möglich, sie in ein Gas zu verwandeln – gibt sie ständig Moleküle ab. Nicht flüchtige Substanzen wie Stahl hingegen sind geruchlos. Und Wärme und Feuchtigkeit steigern die Flüchtigkeit von Substanzen. Deshalb stinkt Müll im heißen Sommer mehr. Und der nasse Hund, der schon manche Wohnstube unangenehm bereichert hat, riecht dann einfach intensiver als ein trockener.

Das „olfaktorische Epithel“ macht’s möglich

Brigitte Appel ist Duft-Evaluatorin. Seit 2004 entwickelt sie für NIVEA unverwechselbare Düfte. Keiner kennt sich so gut mit Gerüchen aus – und was sie mit uns anstellen. Sie weiß, wie der Geruchssinn funktioniert: „Das olfaktorische Epithel – das ist ungefähr so groß wie eine Briefmarke und liegt hinter dem Auge – hat Rezeptoren,“ so Brigitte Appel. „Diese Rezeptoren werten Moleküle aus. Wir atmen ein, und alle Moleküle werden transportiert in die Nase, und dort in das olfaktorische Epithel.

Das limbische System wertet aus…

Die Auswertung des Geruchs findet im limbischen System statt. In diesem Teil des Gehirns werden unsere Stimmung, unser Verhalten und unsere Erinnerungen gesteuert – wie bei Peter Stevens und seiner Erinnerung an das Zelten. Gerüche und Gefühle sind anatomisch eng verknüpft. Brigitte Appel: „Wenn ich einen angenehmen Duft habe, sagen wir mal nach Vanille, der bringt mich vielleicht bis zurück in meine Kindheit, wo ich mit meiner Mutter gebacken habe. Und dieser Duft speichert sich dann natürlich emotional ab, unter einer positiven Erinnerung. So wird es dann auch später abgerufen werden, wenn ich vielleicht im erwachsenen Alter diesen Geruch wieder wahrnehme. Vielleicht auch in einer anderen Verbindung, vielleicht ist es in einem Duschgel, aber der erinnert mich an diese positiven Erinnerungen, die ich beim Backen hatte.

Geruch und Gefühl – früher lebensrettend

Die positiven Erinnerungen an das Backen ist das Eine, purer Überlebenszweck etwas Anderes: Wenn uns heute die Verbindung aus Geruch und Gefühl gerne schöne Erinnerungen beschert, hat sie früher mitunter einfach das Leben gerettet: In manchen Situationen dauerte das Nachdenken einfach zu lange. Die Verknüpfung zwischen Geruch und Gefühl war dagegen blitzschnell.

Die Nase muss sich also vor den anderen vier Sinnen auf keinen Fall verstecken.

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