Wie Gerüche und Düfte die Partnerwahl unserem Immunsystem überlassen

Datum: 05. Januar 2022 • Autor: Cosmoty.de Redaktion

Partnerwahl: Gerüche und Immunsystem entscheiden über den richtigen Partner

Wenn zwei Liebende sich das Ja-Wort geben und ewige Treue schwören, dann ist das oft der Höhepunkt einer Beziehung und ein Versprechen, die Partnerschaft für ewig aufrecht halten zu wollen. Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Der richtige Partner wird häufig schon beim ersten Kontakt auf molekularer Ebene identifiziert. Es ist oft gar nicht der erste Blick, der über Liebe und darüber entscheidet, ob eine vielversprechende Partnerschaft möglich ist. Es ist unser Immunsystem, welches den Partner wählt oder zumindest vorfiltert.

Liebe geht nicht nur durch den Magen, sondern vor allem durch die Nase – dessen sind sich Wissenschaftler inzwischen sicher. Es sind jedoch nicht nur die konkret wahrnehmbaren Duftmoleküle, die uns zu anderen Menschen hinziehen oder uns dazu verleiten, sie als möglichen Partner konsequent auszuschließen.

Interessant: Erstaunlich häufig können zwei Menschen, die einander partout nicht riechen mögen, auch keine Kinder miteinander zeugen. In der Biologie gibt es also eine bestimmte Kompatibilität, die über chemische Substanzen vermittelt wird.

Halten wir in nächster Nähe eines Menschen unwillkürlich die Luft an oder fühlen uns beklemmt, so signalisiert uns unser Körper: Finger weg, der ist nicht gut für dich.

Traurige Konsequenz: Wer zuvor vereint war, sich aber plötzlich nicht mehr riechen kann, sollte getrennte Wege gehen. Denn Menschen ändern sich, auch physiologisch. Ein paar kann sich also nicht nur auseinanderleben, sondern auch eine gewisse Abneigung dem ehemals geliebten Partner gegenüber entwickeln.

„Ehetherapeuten wissen genau: Wenn einer der Eheleute den Geruch des anderen nicht mehr ertragen kann, ist es aus. Jeder Therapieversuch ist zwecklos“, sagt Duft-Forscherin Ingelore Ebberfeld.

Daher ist es auch natürlich, dass nicht jedes Paar damit einverstanden ist, den Bund der Ehe einzugehen. Viele Paare wissen, dass Liebe vergänglich sein kann, insbesondere wenn die Beziehung in sehr jungen Jahren ihren Anfang genommen hat. Immer häufiger wird eine offizielle Ehe ausgeschlossen.

Das bedeutet aber nicht, dass nicht-heiratswillige Menschen, eine weniger stabile Partnerschaft haben. Häufig tauscht man auch außerhalb einer Ehe Symbole einer tiefen Verbundenheit aus. So sind Partnerschaftsringe auch ohne Trauung ein beliebtes und starkes Mittel, um die Zuneigung und Zusammengehörigkeit zweier Partner zu unterstreichen.

Statt Ehering: In modernen Beziehungen steht die Ehe immer weniger im Fokus. Freundschaft und Liebe werden dennoch weiterhin mit Symbolen wie Freundschaftsringe oder Partnerringe bekräftigt.

Statt Ehering: In modernen Beziehungen steht die Ehe immer weniger im Fokus. Freundschaft und Liebe werden dennoch weiterhin mit Symbolen wie Freundschaftsring oder Partnerring bekräftigt.

Die oben genannte Konsequenz mag hart klingen, doch unsere Entscheidungen haben einen tieferen biologischen Sinn. Manche nennen das „genetisches Matching“. In erster Linie werden wir nämlich nicht von Gerüchen, sondern von Molekülen geleitet, die wir gar nicht riechen können. Eine wichtige Rolle spielen jene Essenzen, die bewusst gar nicht als Geruch erkannt werden. Unsere Nase nimmt nicht nur Düfte wahr, sondern auch Signale, die etwas über das Immunsystem des Gegenübers aussagen. Man könnte auch sagen: Es ist der Duft der Liebe.

Wir lehnen einen Menschen ab, wissen aber nicht genau, warum. Die Redewendung „Ich kann den einfach nicht riechen“ trifft die Sache im Kern. Unser Immunsystem hat so einen großen Einfluss auf unser Handeln, dass selbst Sympathien für bestimmte Typen und Menschen von ihm bestimmt werden.

Düfte verführen entgegen bevorzugter Typisierung

Manchmal schlägt die Liebe schon seltsame Kapriolen. Zum Beispiel, wenn eigentlich blonde, groß gewachsene, schlanke Sportler als Traummann favorisiert werden und man schließlich mit einem dunklen, kompakten Denkertypen vor dem Traualtar landet – weil er schlichtweg umwerfend gut duftet und frau den ganzen Tag und am besten auch die Nacht ihre Nase in seiner Armbeuge vergraben möchte. Wenn das so ist, kann man sich der Beziehung relativ sicher sein.

78% der deutschen Singles lassen sich von ihrer Nase leiten

Laut einer Studie eines großen Online-Portals für Partnersuche lassen sich 78% der deutschen Singles beim Verlieben aus Erfahrung von ihrer Nase leiten – eine Taktik, die von Wissenschaftlern und Duftexperten als durchaus natürlich und sinnvoll angesehen wird.

Denn unsere Nase war früher überlebenswichtig. Das Riechen ist ein Warnsinn, der vor allem beim Aussuchen gesunder, unverdorbener Nahrung, aber auch beim Erkennen des eigenen Nachwuchses und der Witterung von Gefahr lebensrettend sein konnte.

Körpergeruch ändert sich und damit im Zweifel auch Gefühle

Leider kann sich der individuelle Körpergeruch im Laufe des Lebens verändern, denn er basiert auf verschiedenen Hormonen. Etwa durch Krankheiten, das fortschreitende Alter, die Einnahme der Pille oder eine Schwangerschaft riecht der Partner möglicherweise anders als zuvor. So schütten Mütter beim Stillen zum Beispiel ein Dufthormon aus, der den Säugling an den Geruch des Fruchtwassers erinnert und ihm besonders intensive Geborgenheit vermittelt.

Ebenso verändern starke Gefühlsregungen das menschliche Aroma

Gleichzeitig können starke Emotionen den individuellen Geruch beeinflussen. Das scharfe Aroma des kalten Angstschweißes kennt jeder, der sich einmal in einer Paniksituation befunden hat. Auch normaler Stress – etwa in einer Prüfungssituation – wirkt sich aus. Ingelore Ebberfeld geht sogar noch ein Stückchen weiter:

Ich bin davon überzeugt, dass Verliebte ebenfalls andere Körpergerüche abgeben, weil sie sich in einem ganz besonderen Gemütszustand befinden. Für meine Behauptung gibt es bislang aber noch keine wissenschaftlichen Beweise.

Auch ist sich die Duft-Expertin sicher, dass Verliebte die Gerüche ihres Partners sensibler wahrnehmen und positiver beurteilen. Negative Konsequenz dieser Theorie: Ebbt die erste Verliebtheit ab, ist die Nase auch wieder empfänglicher für negative Duftrichtungen – zum Beispiel die viel zitierten müffelnden Socken aus der unaufgeräumten Sporttasche. Und schon ist ein Streit vorprogrammiert.

Die Macht der Manipulation: Menschen überdecken ihren eigenen Körpergeruch gerne mit künstlichen Gerüchen und manipulieren so die Entscheidung des Gegenübers.

Die Macht der Manipulation: Menschen überdecken ihren eigenen Körpergeruch gerne mit künstlichen Gerüchen und manipulieren so die Wahrnehmung und Entscheidung des Gegenübers.

Der individuelle, hormonbestimmte Körpergeruch lässt sich nur schwer künstlich beeinflussen. Entweder harmoniert er mit dem Anderen oder nicht. Beim ersten Date kann dennoch einiges dafür getan werden, dem Gegenüber auch dufttechnisch zu schmeicheln. Denn Hormone hin oder her: Gewisse Duftsünden vernichten eine amouröse Begegnung im Nu. Beim Parfum gilt: Niemals zu dick auftragen und die passende Note aussuchen, welche mit dem eigenen Geruch harmoniert.

Die richtige Duftwahl unterstreicht die Ausstrahlung

Dabei darf ruhig Stellung bezogen werden: „Weibliche Duftnoten lassen Frauen in der Regel femininer erscheinen, männliche Parfums einen Mann maskuliner“, weiß Duft-Forscherin Ingelore Ebberfeld. „Deshalb ist es von Vorteil, wenn Frauen einen Damen- und Männer einen Herrenduft benutzen.“

Absolute No-Gos sind darüber hinaus Gerüche, die aus mangelnder Pflege resultieren. Denn laut der aktuellen Umfrage von neu.de akzeptieren 43 % der deutschen Singles keinen Mundgeruch beim ersten Date; für immerhin 35% ist das erste Treffen gelaufen, wenn der potenzielle Partner einen Schweißgeruch absondert.

Erstaunlich: Nur 23 % der Deutschen haben es am liebsten, wenn keine künstlichen Gerüche wie Deo oder Parfum den natürlichen Eigengeruch überdecken.

Für all jene, die sich nicht ganz sicher sind, ob ihr Geruchsprofil mit dem ihres Partners harmoniert oder nicht oder den untrüglichen Instinkt haben, dass etwas nicht stimmt, hat Ingelore Ebberfeld einen cleveren tipp parat: „Dann sollte man vielleicht einmal heimlich an etwas schnüffeln, was demjenigen gehört. Wenn die Nase sagt, das geht nicht, dann geht es nicht.“

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